Wir haben den ersten kompletten Tag in Norwegen hinter uns! Wir haben wunderschöne Landschaften gesehen und trotzdem die erste Enttäuschung hinter uns…
Nach unserem perfekten Nachtlager hat mich der Frühaufsteher wieder geweckt, diesmal allerdings erst um 9 Uhr, es sei ihm also verziehen. 😉 Aufwachen, Zähne putzen am See in der prallen Sonne und Pläne für den Tag schmieden. Heute sollte es für Basti ein ruhiger Tag werden, wir hatten die erste Wanderung auf dem Zettel. Ziel war der Kjeragbolten, ein „kleiner“ Felsen, der zwischen zwei Felswänden eingeklemmt ist. Im Hintergrund der Lysefjord… ein traumhaftes Bild!

Und apropos Bild – mein Ziel für heute war es eindeutig, ein atemberaubendes Foto auf diesem Felsen zu erlangen. Sven wurden schon genaue Anweisungen gegeben, aber es sollte anders kommen… zunächst fuhren wir zu einem Parkplatz, von dem aus die Wanderung losgehen sollte. Auf dem Weg dorthin veränderte sich die Landschaft zusehend, es wurde kahler und schroffer je höher wir kamen. Dann ein Straßenschild… auf den nächsten 30km können freilaufende Schafe und Kühe unseren Weg kreuzen. Ja, richtig gelesen! Kilometer! 30! 🤣 Und ja… es waren Schafe unterwegs. Mehrmals.

Je weiter wir nach oben kamen, desto kurviger wurde die Straße, eine Haarnadelkurve nach der anderen. Außerdem stieg plötzlich heftiger Nebel auf. Es war abenteuerlich!

Basti hatte an den Steigungen ordentlich zu kämpfen, Sven musste sich mit dem Gegenverkehr arrangieren (Norweger fahren nicht langsam im Nebel um enge Kurven!) und ich war damit beschäftigt, meinen Magen zu beruhigen. So viele Kurven sind einfach nichts für mich. Auf ungefähr 600 Meter Höhe erreichten wir dann den Parkplatz Øygardstøl, von dem aus die Wanderung starten sollte. Während eines kleinen Frühstücks lasen wir einige Berichte im Internet… okay, es sollte wohl kein Spaziergang werden, es fiel das Adjektiv anspruchsvoll… aber wir waren trotzdem frohen Mutes als wir unsere Wanderstiefel (Gott sei Dank!!) anzogen. Ungefähr 5-6 Stunden, ungefähr 10km Länge, ungefähr 800 Höhenmeter hin und zurück. Klingt doch gut machbar. Nach ca. 100 Metern war ich da anderer Meinung. Ja, richtig gelesen! Meter! 100! Es ging direkt vom Parkplatz aus so steil bergauf, dass wir mehr an den Hilfsseilen hingen als auf unseren Füßen zu stehen. Meine größte Sorge war ab diesem Zeitpunkt: „Wie soll ich da wieder runter kommen?!“ Diese Frage stellte ich Sven nicht nur einmal, aber „Das sehen wir dann schon.“ kam meist als Antwort. Nun gut, wie es so ist, gewöhnte man sich ein bisschen an das Gelände und wurde etwas sicherer. Wir sahen Mönche (die müssen Kleber unter den Schuhen gehabt haben!), sahen Schnee 😍 und gar nicht so viele andere Menschen wie befürchtet.



Es gab 3 Anstiege und dementsprechend 2 Abstiege bis wir an unserem Ziel ankamen. Der Kjeragbolten in ungefähr 1000 Metern Höhe! Wir kamen ganz schön ins Schwitzen. Bei Sven kam der Schweiß von der Anstrengung, bei mir war es zugegebenermaßen zum Teil auch Angstschweiß. 😅 Der Felsen war teilweise sehr glatt geschliffen, dazu noch nass vom Nebel und direkt neben mir ging es viele 100 Meter den Berg hinab. Wer kann mir meine Angst da verübeln? Bisher hätte ich behauptet ich sei höhenfest, inzwischen bin ich da nicht mehr so sicher. Aber ich wollte ja das Foto! So schwierig kann das doch nicht sein! Doch… kann es! Vor und hinter diesem (verdammt kleinen!!!) Felsbrocken geht es 1000 Meter in die Tiefe! Ohne Sicherung… ohne Seil zum Festhalten… ohne irgendeine Begrenzung… Ende vom Lied: Ich habe mich nicht getraut, diesen Schritt zu wagen. Sven war etwas mutiger, aber hinstellen war auch nicht drin.


Da stand ich also, ohne mein Traumfoto und ein bisschen enttäuscht von mir selbst. Andererseits.. wie viel Risiko soll man für ein Foto eingehen, wenn man doch schon ein schlechtes Gefühl hat. Einmalige Chance vertan, aber das schlimmste war dann, dass mir der Abstieg noch bevor stand. Dank Svens helfender Hand und den Eisenketten zum Abstieg haben wir es aber nach insgesamt 5 Stunden sicher und heile wieder runter geschafft. Ohne Stürze, ohne Verletzungen und um eine Erfahrung reicher!




Die schmerzenden Füße haben uns in unserem weiteren Plan bestätigt. Wir fuhren die FV500 nach Lysebotn hinab. Diese Straße besteht aus 27 Haarnadelkurven (Mein Magen freute sich! 😅), die Sven zum Glück ganz langsam hinab fuhr. Es gab eine tolle Aussicht auf den Lysefjord und die angrenzenden Berge.


In Lysebotn angekommen, stellten wir fest dass es sich etwas zugezogen hatte. Dies hatten wir über den Wolken gar nicht bemerkt, der Sonnenbrand freut sich ünrigens. 🌞 Um 18 Uhr nahmen wir die Fähre durch den Lysefjord bis nach Foresand. Der Blick von der Fähre war toll, die Steilklippen mit den vielen Wasserfällen wunderschön und man könnte durch ein paar Wolken sogar den Kjeragbolten und den Preikestolen bewundern. Diesen werden wir uns morgen genauer ansehen. Nach kurzer Zeit entschieden wir uns dazu, die Fährfahrt drinnen zu verbringen. Draußen war es mit dem Wind und ohne Sonne inzwischen doch recht kühl geworden.



Dank des schweißtreibenden Tages haben wir uns heute Abend dazu entschieden, auf einem Campingplatz zu übernachten. Frisch geduscht (man fühlt sich so gut! 🤣) hat es gerade leckere Hotdogs gegeben. Nun geht es gleich ins Bett, damit wir morgen früh den Preikestolen in Angriff nehmen können. Hoffentlich gibt es da ein schönes Erinnerungsfoto! Drückt uns die Daumen für eine klare Sicht.