Stubaital Tag 4

Aufstieg zur Nürnberger Hütte

Da wir erst jetzt wieder in der Zivilisation angekommen sind und Internet haben, gibt es die letzten Tage des Höhenwegs aus der Erinnerung erzählt.

Wir haben wunderbar geschlafen im Hotel und haben morgens noch ein gutes Frühstück mit selbstgemachter Marmelade und Croissants genossen. Diesen Luxus werden wir wohl noch ein bisschen vermissen in den nächsten Tagen. 😉

Das Wetter hatte sich glücklicherweise beruhigt und wir hatten nun den Aufstieg zur Nürnberger Hütte vor uns. Um zum Aufstieg zu gelangen, lagen noch zwei Stationen mit dem Bus vor uns. Die kurze Busfahrt in den Bergen stand mir mehr bevor als der stundenlange Aufstieg zu Fuß, aber wir konnten zum Glück ganz vorne mit Blick nach draußen sitzen, sodass mein Magen die kurze Fahrt gut mitmachte. Vermutlich damit es nicht zu Verwirrungen kommt, heißt die Bushaltestelle, an der wir aussteigen, Nürnberger Hütte. Wir konnten sie also nicht verfehlen. 😀

Aus dem Bus ausgestiegen sahen wir direkt die Wegweiser mit den Zeitangaben. Zunächst sollten wir an einer Alm vorbeikommen, diese Strecke soll etwa 45 Minuten dauern. Der gesamte Aufstieg zur Nürnberger Hütte soll dann ungefähr 2,5 Stunden dauern. Auch wenn wir schon andere Erfahrungen gemacht hatten, waren wir doch zuversichtlich, dass wir heute früh an der Hütte ankommen würden und oben noch die Zeit genießen könnten.

Wir machten uns also von der Bushaltestelle auf den Weg und nach ca. 2,5 MINUTEN verfluchten wir den Aufstieg bereits. Es ging direkt so steil los, dass wir erstmal Schwierigkeiten hatten, richtig in Tritt zu kommen. Da wir nun wieder im Tal starteten, führte uns der Weg erstmal durch Bäume und wir verspürten eher Harz-Feeling als Alpen-Feeling.

Mit viel Fluchen und noch viel mehr Pausen ging es also bergauf. Warum hat „es geht bergauf!“ eigentlich eine positive Bedeutung? Für uns fühlte es sich nicht ganz so positiv an… Nach den ersten 10 Minuten hatten sich alle ausgezogen und trotzdem schwitzten wir so vor uns hin. Um uns etwas abzulenken begann Henrik uns die Doppelkopfregeln zu erklären. Etwas abgelenkt liefe es sich gleich besser und so kamen wir tatsächlich nach 45 Minuten an der besagten Alm vorbei. Dort gab es ein kurzes etwas ebeneres Stück Weg über einige Weiden. Neben Kühen sahen wir auch ein paar Pferde. Wir verbrachten hier also die nächste halbe Stunde erstmal mit Pferdestreicheln 😍

Irgendwann mussten wir dann leider trotzdem weiter, wir hatten schließlich noch etwas Strecke vor uns. Wer jetzt übrigens denkt, dass wir von den 2,5 Stunden ja bereits 45 Minuten geschafft hätten, der irrt sich, genau wie wir. An der Alm stand immer noch 2,5 Stunden bis zur Nürnberger Hütte. Danke für diese motivierende Beschilderung 😂

Nun ja, es nützt ja nichts… Mit Kreuzdamen, Trümpfe, Stichen und Füchsen im Kopf stapften wir weiter bergauf, bergauf und bergauf. Die Grundregeln vom Doppelkopf fragte Henrik und quizartig ab und war mit unseren Antworten meistens zufrieden. Es ging also immer mehr in die Details und wir freuten uns schon auf die erste Doppelkopfrunde in der Hütte. Leider langten die Regeln nicht bis ganz oben, um uns von den Muskelschmerzen abzulenken, also fing Sven noch ein bisschen mit den Skatregeln an. Dies überforderte uns dann allerdings doch. Zwei unterschiedliche Kartenspiele in der Theorie zu lernen, ohne sie mal ausprobieren zu können, war dann doch zu viel. Mit unseren Kräften schwand auch unsere Aufnahmekapazität.. aber Doppelkopf war drin! 😅

Auf dem Weg nach der Alm war dann auch die Baumgrenze überwunden und es gab theoretisch schöne Blicke. Meistens waren aber Wolken und Nebel unterwegs, sodass wir immer nur kurze Blicke auf die schöne Landschaft erhaschen konnten. Sven packte das ein oder andere Mal seine Karte aus und erklärte, wo wir seien und wann wir die Hütte vermutlich sehen könnten. Naja, es dauerte noch etwas 😅

Doch dann, nach ungefähr 3,5 Stunden war die Hütte endlich zu sehen! Wir kamen um eine Kurve herum und plötzlich war die Hütte direkt ganz nah. Es war auch erst kurz nach 12, sodass wir dann ganz viel Zeit für Doppelkopf hatten! Im Nachhinein war uns die Strecke fast ein bisschen zu kurz, aber durch das Gewitter am letzten Tag, war der Abstieg eindeutig die richtige Entscheidung gewesen. Auch wenn wir dadurch die Dresdner Hütte, die direkt am Gletscher liegt, verpasst haben.

Nach dem Einchecken auf der Nürnberger Hütte, bezogen wir unser Matratzenlager. Wir hatten zu viert fünf Schlafplätze zur Verfügung, wir konnten uns also etwas ausbreiten. Gemeinsam entschieden wir uns gegen eine Dusche, wenn alle stinken, fällt es ja gar nicht so auf.. 😂

Den Nachmittag verbrachten wir mit Kartenspielen, neben Doppelkopf holte Juli auch ihr Wizardspiel heraus und wir spielten die ein oder andere Partie. Am Abend setzten sich Mareike und Hannes, zwei Wanderer, die wir in den letzten Tagen schon immer mal getroffen hatten, zu uns und Mareike ließ uns bei Wizard kaum eine Chance.

Zum Abendessen wählten Sven und ich das sogenannte Bergsteigeressen, das heute Spaghetti Bolognese war. Das Bergsteigeressen können die Hütten besonders günstig anbieten, da der Deutsche Alpenverein dies bezuschusst. Wir vier sind vor unserem Urlaub alle in den DAV eingetreten, da es insbesondere bei Unfällen Unterstützung gibt. Das kann in den Bergen sonst schnell sehr teuer werden. Die Vergünstigungen in den Hütten gibt es dann sowohl beim Bergsteigeressen und dem Bergsteigergetränk als auch bei Übernachtungen im Maratzenlager. Das Bergsteigergetränk ist häufig Himbeerwasser, das kommt leider nicht an eine leckere Johannisbeerschorle ran 😉 Zum Nachtisch teilten Sven und ich uns dann noch einen Kaiserschmarrn. So lässt es sich leben! 🙃

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