Stubaital Tag 5

Wanderung zur Bremer Hütte

Die Wanderung von der Nürnberger zur Bremer Hütte war mit 4 Stunden angekündigt. Da die Strecke als „schwarz“, also anspruchsvoll gekennzeichnet war und wir damit bereits unsere Erfahrung gemacht haben, beschlossen wir morgens recht früh zu starten. Zum Glück sollte es mit dem Wetter keine Schwierigkeiten geben und wir freuten uns schon wieder auf eine vollständige Strecke des Stubaier Höhenwegs 😀

Nach einer recht erholsamen Nacht und einem guten Frühstück, packten wir also unsere Sachen und um 7:45 Uhr starteten wir mit der Tour. Um 7:50 Uhr gab es dann die erste „Auszieh-Pause“. Da es so früh morgens auf ca. 2300 Meter Höhe nur wenige Grad im Plusbereich sind, hat man erstmal das Bedürfnis sich etwas wärmer anzuziehen, doch nach den ersten Höhenmetern wird einem sofort warm. Wobei warm auch sehr unterschiedlich definiert wird. Während Sven und ich ziemlich schnell im T-Shirt unterwegs sind, haben Juli und Henrik noch deutlich länger ihre Fleece an. 😅

Wie man sieht, war das Wetter super! Die Sonne hat sich von ihrer besten Seite gezeigt. Und selbst wenn ihr mal einige Wolken den Weg versperrt haben, waren wir beim Wandern da nicht traurig drüber. Hauptsache eine klare Sicht und kein Regen! 😊

Der Weg führte einen direkt am Anfang zu einigen Stellen, an denen man durchaus die Hände benutzen musste, aber er führte nicht so dicht am Abgrund vorbei, wie wir das schon erlebt hatten. Zumindest noch nicht.. 🙈 Sven und Henrik fühlten sich in die Welt von Herr der Ringe hineinversetzt und immer wieder fielen Sätze wie „das ist die Brücke von Khazad dum“… Was auch immer das bedeuten soll.. Es war schön! Wie immer! 😅 Es war relativ schroff, tendenziell war mehr Berg als Gras oder Moos zu sehen. Auf jeden Fall konnte man gut wandern, meistens war ein Weg vorhanden. Ziemlich lange konnte man auch noch die Nürnberger Hütte sehen. Nachdem wir schon ein bisschen Strecke gemacht hatten, kam dann ein Stück zum Klettern. Wie immer an solchen Stellen gab es Drahtseile, Metalltritte oder -haken, an denen man sich entlang hangeln konnte. Aber auch wie immer führten die Kletterpassagen am Abgrund entlang und einem wird dort schon bewusst, dass ein Abrutschen oder Stolpern tödlich enden könnte. Während Henrik und mir dies durchaus deutlich vor Augen geführt wurde, kletterten Juli und Sven ohne größere Ängste am Berg entlang. Die Überwindung von Henrik und mir wurde aber immer wieder mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Es lohnte sich also definitiv immer!

Nach dem ersten Kletterabschnitt waren wir dann im Paradies angekommen! Zumindest hat die Ebene, auf der wir angekommen waren, diesen Namen bekommen. Es war dort viel grün zu sehen und es wuchsen richtige Blumenfelder. Ein guter Platz um eine kleine Pause einzulegen. Es war inzwischen 10 Uhr und wir genehmigten uns einen kleinen Snack und versorgten uns mit Sonnencreme.

Als wir durch’s Paradies durchgeschlendert sind, ging es natürlich wieder bergauf! Wäre ja sonst auch langweilig im Bergurlaub.. 😅 Es ging tatsächlich dann auch erstmal ziemlich steil bergauf, aber es war immer ein klarer Wanderweg zu erkennen. Also erstmal nichts Gefährliches, sondern nur etwas Anstrengendes, das da vor uns lag. Nach und nach erklommen wir die Höhenmeter und hielten dabei Ausschau nach Steinböcken. Ein Wanderer, der später von uns nur noch „roter Mann“ aufgrund seiner roten Jacke genannt wurde, erzählte uns, dass hier in der Gegend eine etwa 20-köpfige Herde Steinbock lebt, die man mit Glück zu Gesicht bekommt. Aber leider hatten wir heute dieses Glück nicht. Obwohl wir uns immer wieder genau umschauten, blieb uns dieser Anblick verwehrt. Dafür konnten wir einen anderen Punkt auf unserer To-Do-Liste abhaken! Direkt vor uns über den Weg lief nämlich ein Murmeltier! Juhu! Wir blieben natürlich direkt wie erstarrt stehen und konnten dann einige Minuten beobachten wie das recht kleine Murmeltier immer wieder aus seiner Höhle herauskam. Auch ein zweites Murmeltier konnten wir noch sehen und freuten uns sehr darüber! Die kleinen Tiere sind wirklich sehr süß und sehen ganz putzig aus. Endlich haben wir sie nicht nur gehört, sondern auch gesehen! 😍

Nach der kurzen Murmeltierpause ging es weiter, wenn überrascht es, bergauf! Das war anstrengend, aber okay.. Wenn man einfach einen Fuß vor den Anderen setzte, kam man sicher voran. Dies änderte sich allerdings noch kurz vor dem höchsten Punkt unserer heutigen Strecke. Da standen wir plötzlich vor einem Berg und sahen keinen Weg mehr. Wir konnten nur noch Seile und Haltegriffe sehen.. mein Puls stieg.. 🙈 Damit ich mich nicht wieder verrückt machte, drängelte ich Sven dazu, direkt weiter zu gehen. Der Arme wollte eigentlich eine Pause machen, aber aus Erfahrung kann ich nun sagen, dass Angst mehr wiegt als Anstrengung. Mir war alles Andere egal, ich wollte nur diesen Anstieg überstehen. Wobei ich auch direkt die Sorge vor dem Anstieg hatte. Wenn es schon so hinauf ging, wie sollte ich da jemals wieder runter kommen?

Es ging dann wirklich ein ganzes Stück an Seilen bergauf und es war definitiv mal wieder gar nicht so ungefährlich. Man darf auch nicht vergessen, dass wir alle noch die großen Rucksäcke auf dem Rücken haben, die das Ganze nicht einfacher machen. Aber auch das… Natürlich haben wir es irgendwie geschafft. Wir kamen gegen halb 12 am Simmingjöchel auf 2764 Meter an.

Auch wenn ich den Ausblick nur bedingt genießen konnte, war da oben eine ganz besondere Stimmung. Rundum war nicht mehr viel Höheres zu sehen, nur noch einige schneebedeckte Gipfel waren um uns herum. Ansonsten ging es auf beide Seiten des Berges steil bergab. Oben stand eine kleine Hütte, die wohl mal eine Zollhütte gewesen war, an der man nach diesem Aufstieg Pause machen konnte. Nachdem wir uns aber kurz umgeschaut haben, drängelte ich weiter. Ich wollte wieder runter und nicht ständig auf allen Seiten vom Abgrund umgeben sein. 😅

Es ging also, natürlich steil und mit Stahlseilen gesichert, wieder bergab. Der rote Mann gab uns noch mit auf den Weg, dass wir uns links halten sollten, da sei es am sichersten. Danke für diesen Tipp, roter Mann! 😄 Wie auch immer, wir kamen nach einer kurzen Zeit wieder an Stellen, an denen ich mich sicherer fühlte. Und dann ging es weiter, weniger steil, bergab bis wir die Bremer Hütte vor uns erblickten. Was ein schöner Anblick!

Gegen 13 Uhr kamen wir an der Hütte an und natürlich mussten wir unser Doppelkopf- Können festigen. Wieder begleiteten uns die Kartenspiele bis zum Abend.

Beim Buchen der Bremer Hütte hatten wir bereits Halbpension ausgewählt, sodass wir uns diesmal nichts frei wählen konnten. Nach einer Suppe, gab es ein Wiener Schnitzel und zum Nachtisch ein Stück Kuchen. Wir waren sehr, sehr gesättigt und müde. Wieder verbrachten wir die Nacht im Matratzenlager, es gab wieder abgetrennte Zweierabteile, sodass man zumindest ein kleines bisschen Privatsphäre hatte.

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