Stubaital Tag 2 + 3

Wir haben die erste Nacht im Matratzenlager verbracht. Gut geschlafen? Naja, mehr oder weniger.. Svens Befürchtungen von den Nächten sind eingetreten. Es war wahnsinnig warm im Lager auf der Franz-Senn-Hütte, sodass die Nacht nur so mittelmäßig erholsam war. Henrik und Juli sind außerdem nachts irgendwann vor Svens diagonalem Liegen geflüchtet.. Da hatte Sven wenigstens kein Platzproblem. 😀

Aber egal! Frisch und motiviert waren wir um 6 Uhr beim Frühstücksbuffet. Aber wer kann so früh morgens schon richtig reinhauen? Keiner von uns… ich aß also mein Nutellabrötchen und schmierte mir noch eine Scheibe Brot für unterwegs. Eine Jausebrot, wie wir hier in Österreich bereits gelernt haben. 😉 Dann packten wir die Rucksäcke zusammen, füllten unsere Wasserflaschen auf und machten uns wanderbereit.

Ab Mittag/Nachmittag war Regen angekündigt, das Wetter sollte deutlich schlechter werden. Aus diesem Grund wurde das Frühstück auch eine halbe Stunde vorverlegt. Wir waren allerdings halbwegs entspannt. Es lag schließlich nur eine 4 Stunden Tour vor uns… dachten wir zumindest! Gegen viertel vor 8 machten wir und dann also endgültig auf den Weg zu nächsten Hütte. Die neue Regensburger Hütte war das Ziel.

Das Wetter war wunderbar, die Ausblicke waren ein Traum und wir freuten uns auf den Wandertag Nummer 2. Auch die Jungs waren wieder gut gelaunt.

Leider kippte die Stimmung dann langsam etwas. Henrik machte sein Knöchel zu schaffen und zusätzlich zogen immer mehr Wolken auf.. so lange wir konnten, genossen wir also noch die tollen Ausblicke. Schon bald sollte das nicht mehr möglich sein. Bereits gegen 9 Uhr regnete es so stark, dass wir uns und die Rucksäcke möglichst wasserdicht einpackten. Julis Lösung, bestehend aus einer recht kleinen Mülltüte und Klebeband erwies sich übrigens am Ende des Tages als nicht sonderlich praktisch…

Jeder, der mich ein bisschen kennt, weiß wie schrecklich ich Regen finde.. alles ist nass und kalt, der Boden rutschig und matschig.. also Spaß war etwas anderes. Aber auch das gehört bei einer Wanderung in den Alpen wohl dazu. Der Regen erwies sich übrigens leider nicht als „kurzer Schauer“, sondern hielt eine gute Stunde an. Wir versuchten währenddessen trotzdem gut voranzukommen und überquerten ein Geröllfeld nach dem Nächsten. Die Berge wurden schroffen und kahler, das Wetter tat vermutlich sein übriges dazu.

Dieser Tag war geprägt von einem Geröllfeld nach dem Nächsten. Und das sah teilweise ganz schön gewaltig aus!

Mit rot/weißer Farbe war unsere Strecke zum Glück immer gut markiert. Dennoch war das Laufen beschwerlich und gerade wegen den nassen Steinen musste man sich gut konzentrieren. Als wir mitten auf einem Geröllfeld standen, zuckten wir dann geschlossen einmal ordentlich zusammen. Ein gewaltiges Donnern ertönte und das ist mitten in den Bergen wirklich nicht das Geräusch, das man gerne hört. Gott sei Dank blieb es bei dem einen (wirklich lauten) Donnern und das befürchtete Gewitter brach nicht aus.

Gegen halb 11 beschloss der Regen dann auch, dass wir genug gestraft waren und ließ etwas nach. Als wir den ersten großen Anstieg geschafft hatten, zogen wir uns quasi einmal komplett um. In den nassen Sachen wurde es kalt und der Wind war auch nicht gerade zurückhaltend. Gut, wir hatten jetzt ja auch schon 2 Stunden hinter uns… Das musste ja quasi die Hälfte sein.. Spoiler: es war noch lange nicht die Hälfte, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Nach dem ersten Anstieg wurde der Weg kurz etwas gerade, bevor es dann noch weiter hinauf ging. Es folgte eine lange, lange Phase zum Pass Schrimmenieder hinauf, den es heute zu überqueren galt. Natürlich ging es dazu weiter über Geröllfelder, bestehend mal aus kleineren Steinen, mal aus größeren Steinen.. bis hinauf auf über 2700 Meter. Wir kamen an Schnee vorbei 🤩

Als wir den Pass erreichten war es dann auch schon ca. 12:30 Uhr. Moment… Wir rechnen nochmal kurz nach. Unsere Tour begann grob gerechnet um 8 Uhr… und sollte ca. 4 Stunden dauern… warum konnten wir um 12:30 Uhr dann die Hütte noch nicht mal sehen? Offensichtlich gehen die Wegweiser von deutlich schnelleren Wanderern aus als wir es sind 😅

Oben am Pass wurde ich dann langsam unruhig. Die nächsten Wegmarkierungen führten uns an einem steilen Felsstück entlang, wo man schon von unten gesehen hat, dass man wohl etwas klettern muss. Da ich mich beim Abstieg mit Blick nach unten eh nicht so sicher fühle wie bergauf, wurde mir ein bisschen mulmig. Zusätzlich zogen dann wieder mehr Wolken auf und mein Kopfkino begann… Wir warteten etwas auf Juli und Henrik und die Zeit nutzten ich natürlich sinnvoll. Ich malte mir aus, was beim gleich folgenden Abstieg wohl alles passieren könnte. Beste Voraussetzungen…

Sven kletterte dann mutig drauf los und ich versuchte ruhig zu bleiben und ihm zu folgen. Mit Stahlseilen zum Festhalten ging es dann an der Felswand entlang. Es war dort kein Weg zum Gehen mehr zu finden, sondern es war wirklich ein Klettern am Felsen. Gar nicht so ohne, dazu noch mit dem großen Rucksack auf dem Rücken. Es ging dann rückwärts begab und Sven setzte quasi meine Füße immer an Position. Das Problem dabei ist nur, dass meine Beine deutlich kürzer sind als seine. Dazu noch die Angst und die damit einhergehende verkrampfte Haltung und es war gar nicht so leicht in Svens „Fußstapfen“ zu treten. Aber natürlich… auch diesen Part schafften wir gemeinsam. Auch wenn es sicherlich deutlich länger dauerte als bei den meisten Anderen.

Nach der Passüberquerung ging es dann wieder bergab und immer wieder dachten wir nun, dass die Hütte doch jeden Moment zu sehen sein müsste. Aber Pustekuchen! Es dauerte noch einige Zeit bis wir die Hütte zum ersten Mal erblickten. Erstmal kamen…. richtig! Geröllfelder!

Bergab zogen wir das Tempo dann etwas an.. also für unsere Verhältnisse! Es ging ordentlich bergab und irgendwann erblickten wir auf der rechten Seite, noch ganz klein, die neue Regensburger Hütte! Endlich! Gegen 15 Uhr, bei gerade beginnendem neuen Nieselregen, waren wir am heutigen Ziel angekommen.

Wir checkten ein, heute Nacht im Zweierzimmer, mit der Hoffnung auf erholsameren Schlaf als im Matratzenlager. Nachdem wir dann unsere Sachen verstaut hatten und die Schuhe im Schuhraum lagerten (stellt euch mal kurz diesen Geruch vor… über 100 Paar verschwitzte Wanderschuhe… ein Träumchen!) und einer dreiminütigen warmen Dusche ging es in die Stube… Eine leckere Johannisbeerschorle und ein Weißbier später, ging es und beiden dann schon viel besser.

Nach einer Runde Wizard mit Henrik und Juli (Henrik hat gewonnen 🙄) gab es Abendessen. Die neue Regensburger Hütte ist eine rein vegetarische Hütte, es gab neben Salat und Fenchelsuppe fünf verschiedene Gerichte am Buffet und am Ende ein Dessert. Gegen 21 Uhr ging es dann ins Bett.

Der Ausblick aus unserem Zimmer entschädigte übrigens für Vieles! Die Landschaft hier oben sieht einfach immer toll und besonders aus. Das gefällt uns wichtig gut!

Die neue Regensburger Hütte hat übrigens kein WLAN, mobile Daten kann man hier sowieso nur selten empfangen, auf der Hütte nirgends. Man könnte wohl 20 Minuten in eine bestimmte Richtung gehen, da könnte man Empfang haben. 😂 Das haben wir allerdings nicht ausprobiert.

Bereits am Abend wurde auf der Hütte viel über das Wetter gesprochen… Für Dienstag waren Gewitter angesagt und das nicht zu knapp. Die Hüttenwirte hängen den aktuellen Wetterbericht in den Hütten aus, denn ohne Empfang ist das alles nicht so leicht. 😉 Für unseren dritten Wandertag waren von 3 Uhr nachts bis 21 Uhr abends Gewitter vorhergesagt. Klingt doch wunderbar, oder? Da mit Gewitter in den Bergen echt nicht zu spaßen ist, beschlossen wir am Dienstag nur ins Tal abzusteigen und dort eine Nacht zu verbringen. Wir würden dann die Dresdner Hütte auslassen und am Mittwoch den Aufstieg zur nächsten Hütte anzugehen. Mit der Hoffnung auf ruhigeres Wetter..

Als wir wieder einmal um 6 Uhr am Frühstückstisch saßen, sahen wir die Blitze und hörten das Donnergrollen. Es regnete ohne Unterlass. Spannend zu sehen, wie entspannt dann die Stimmung auf der Hütte wird. Keiner ist in Hektik, keiner will dringend los, alle warten ein bisschen ab, um das Wetter besser einschätzen zu können. Tatsächlich klarte es dann gegen 8 Uhr auf, sodass wir dann beschlossen uns auf den Weg zu machen. Wir waren nicht die einzigen, die sich für den Abstieg entschieden hatten. Das Wetter spielt halt eine entscheidende Rolle in den Bergen und man kann es nicht beeinflussen, sondern muss das Beste draus machen. Es folgte also an Tag 3 nur der recht unspektakuläre Abstieg ins Tal.

Das Wetter war nun tatsächlich deutlich besser als angekündigt und wir konnten den ganzen Weg trocken meistern. Dafür gab es andere Hindernisse.

Die Kühe ließen uns zum Glück unbeschadet durch, auch wenn Sven da erstmal skeptisch war. Mittags waren wir im Tal in Falbeson angekommen. Wir verbringen den Rest des Tages nun im Entspannungsmodus im Hotel Waldcafé. Wir konnten für eine Nacht eine kleine Wohnung mit 2 Schlafzimmern beziehen und haben erstmal eine lange, heiße Dusche genossen. Nun schlafen die drei fleißigen Wanderer während ich den Blog schreibe.

Drückt uns die Daumen für besseres Wetter in den nächsten Tagen! Morgen steht uns dann der erneute Aufstieg zur Nürnberger Hütte bevor. Das werden wieder einige Höhenmeter sein und uns ordentlich Kraft kosten. Aber für die Ausblicke da oben, lohnt es sich!

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